Mondlied
Ich
wandle still den Waldespfad,
Es dunkelt die Nacht herein.
Im Grunde rauscht ein Mühlenrad,
Der Grillen Lied fällt ein.
Wie
liegt so tief, wie liegt so weit
Die Welt im Mondesduft!
Die Stimme der Waldeinsamkeit
In Windessäuseln ruft:
Wirf
ab dein bang erträumtes Weh,
Wirf ab die falsche Lust!
Sie schmelzen hin wie Märzenschnee,
Und öde bleibt die Brust.
Blick
auf, wo Stern an Stern entbrennt,
Und sprich dein Herz in Ruh;
Denn ew´ger als das Firmament,
Du kleines Licht, bist Du!
Paul
Heyse
Das
Lorbeerblatt
Zwischen
Mehlsäcken schlaf ich
Irgendwo in einer Mühle.
Den Müller traf ich
Zwischen Spinngeweben im Gestühle.
Er hatte Zeit,
und ich erzählte ihm aus meinem Leben.
Seine Frau hat mir zu essen gegeben.
Er gab mir auch zu rauchen.
Er sagte sogar, einen Mann
Wie mich könne er gebrauchen.
Aber mir liegt nichts dran.
Ich bin schön satt
Und zufrieden.
In der Suppe fand ich ein Lorbeerblatt.
Nun denke ich an eine Stadt
Im Süden.
Fritz
Grasshoff
Die
Mühlen
Oft
fasst den Wandrer ein Grausen,
Hört er im Tal die Mühlen gehen,
Die Räder , die saturnisch sausen,
Die Wasser, die sich dunkel drehen.
O
welches Reiben, Wehn und Klirren
Von Sieb und Hauen, wie es schüttelt!
Wie ächtzt es laut in den Geschirren,
Das nimmermüde Werk, es rüttelt.
Hier
ist kein Ruhen, kein Verweilen,
Wie Hungernde, die durch die Leere
Der Zeiten rastlos fliehen und eilen,
So stürzen rauschend über Wehre
Die
wilden Wasser auf die Reise,
Das Mahlwerk ächtzt, und Riemen, Scheiben
Und runde Steine gehen im Kreise,
Nichts will an seinem Orte bleiben.
Die Mühlen
Wie
mühsam scheint dem frischen Geiste,
Wenn er sich freudig regt, der eine
Stets wiederholte Schwung, wie lähmt ihn
Der immer gleiche Lauf der Steine.
Denn
wenn ich auch den Zwang begreife,
in dem die Werke mürrisch gleiten,
Weil Kraft und List sie so bezwungen,
Dass sie gebrochen, wo sie streiten.
So spühr´ ich doch den Hass der Knechte,
Die sich tief unten rastlos regen.
Ich höre sie im Joche knirschen,
Wenn sie gezwungen sich bewegen.
Den
Läufer seh´ ich, der sich seufzend
Zu dreh´n beginnt, wie er im Kreisen
Hineilend wiederholt ein Gleiches,
Den harten Gang von Stein und Eisen.
Wenn
er dahinrollt ohne Ende,
Geschwungen von dem Strahl der Spindel,
Die nie ihn freigibt, dann erfasst mich
Bei solchen Mühlen oft ein Schwindel.
Ein
Zittern läuft durch all die Räume,
In denen weiße Stäubchen schweben.
Wenn unter mir die Böden schwanken,
Fühl´ ich die Mühle in mir beben.
Leblos
drängt sich nun ins Leben,
Denn langer Dienst häuft die Empörung,
Und müde ihrer Fron begehren
Die Werke Ruhe und Zerstörung.
Friedrich
Georg Jünger
Ein
Rätsel von friedrich Schiller
Ein
Mühlwerk mit verborgner Feder
Bewegt sich ohne Ruh und Rast,
Ein ewiger Strom treibt seine Räder,
Sein Flugwerk ist vom Wind gefaßt.
Der Strom ists der die Mühle regt,
Die Mühle, die den Strom bewegt,
So fördern sie sich wechselweise
In ewig wundervollem Kreise,
Und wie die Welle ratlos brandet,
Sie stockt doch und erschöpft sich immer,
Bis sich zuletzt der Strom versandet,
Dann steht das Rad und steht auf immer.